Franziska Leischker

Ma_dame jeune mariée

Franziska Leischker zeigte starke Frauen auf weichem Samt. Es war ein Samstag im November als wir durch Dresdens ersten Schnee der Saison stapften um noch »Ma_dame jeune mariée« sehen zu können. »Ma_dame jeune mariée«, die »frisch verheiratete Frau«, war der Titel einer Ausstellung von Franziska Leischker.

Es war der letzte Tag der Schau. Der Titel ist eine Anlehnung an den Namen ihrer Ausstellung vor zwei Jahren. Diese hieß »Mademoiselle« – die unverheiratete Frau.

»Flitterhaid« · 2008 Siebdruck, Flockdruck, Stickerei und Aplikationen auf Samt von Franziska Leischker

In der kleinen »Kunstgalerie am Weißen Hirsch« zeigte Franziska über einen Monat lang sieben Bilder. Die meisten ihrer Bilder sind sehr textil. Sie bestehen aus Samt und sind bestickt und sie sind mit Textildrucktechniken bedruckt – Siebdruck und Flockdruck um genau zu sein.

Im Schaffensprozeß lebt Franziska einen, wie sie es bezeichnet, »Formen-, Farben- und Material-Fetisch« aus. Das größte Bild der Ausstellung jedoch ist aus Papier. Es heißt »Reußire«.

Franziska fertigte es in der »Carta staminea«-Technik. In dieser Technik wird das Papier bereits während der Herstellung – dem Schöpfen – mit Fäden durchzogen. Durch die gezielte Einlegearbeit entsteht das filigrane Bild.

»Bouciera« · 2008 · Siebdruck auf Samt, Flockdruck, Stickerei, Filz von Franziska Leischker

Franziska experimentierte damit an der Kunstakademie in Dresden, wo sie bis 2008 studierte, und entwickelte dort diese Technik. Sie spielt mit dem Gedanken »Reußire« einem Museum ihrer vogtländischen Heimat als Schenkung zu überlassen.

Es zeigt eine frisch verheiratete Frau in einer Hochzeitstracht aus dem Vogtland. Das Werk stammt aus ihrer Diplomarbeit »Habitus« (lateinisch für Tracht). Franziskas Motive sind die Frauen. Sie betrachtet ihre Bilder als einen Spiegel, den sie sich selbst vorhält. Auch wenn die Frauen auf ihren Bildern immer anders erscheinen, ist es jedesmal wie eine Neuerfindung ihrer selbst, sagt sie.

Franziskas Frauen sind grafische Ornamente in schönen geschwungenen Linien. Sie posieren in edler Robe, reichlich dekoriert. Sie sind idealisierte Figuren. Franziska Leischker sucht nach Perfektion. Es geht ihr um die Schönheit an sich. Sie findet, daß der visuelle Eindruck der einflußreichste und stärkste ist, der auf einen Menschen einwirken kann.

»Cornute« · 2008 Siebdruck und Flockdruck auf Samt von Franziska Leischker

Franziskas Bilder drücken trotz ihrer Feinheit und filigranen Oberfläche Selbstbewußtsein aus. Die Haltungen der Frauen darauf zeigen die starke Frau in der Rolle des schwachen Geschlechts. Franziska sagt, ihr Professor an der Akademie bezeichnete das einmal als »die Macht der Sanftheit«. Die Stilisierung der Figuren, die Kleidung und die Haltungen erinnern an die Formensprache aus dem Jugendstil.

Die Mode, die ihre Frauen auf den Bildern tragen ist elegant. Keines der Kleidungsstücke ist Zufall. Franziska geht mit ihnen um wie eine Modedesignerin. Sie meint, Modedesigner schaffen heute eher Skulpturen als Kleidung mit praktischem Nutzen. Franziska als Künstlerin ist fasziniert davon. Sie sieht aber auch, wie künstlich die Modewelt im negativen Sinne ist. Ihre Beschäftigung damit betrachtet Franziska auch als Hinterfragung dieser künstlichen Welt. Momentan wohnt und arbeitet sie in München wo sie sich von einer renommierten Modefirma ausbilden läßt. Ein Blick hinter die Kulissen?

Text: Danny Winkler – Photos: Nadja Poppe