Es gibt Custom Toys und es gibt Kunst.
Beide existieren in der selben Welt, dennoch bestehen die Anhänger beider Seiten auf einer Auseinandersetzung darüber, ob ein re-visualisiertes Stück Vinyl gleichzeitig auch ein Kunstwerk sein kann. Dan Wavedog Fenelons von Hand entworfene und bemalte Munnys mögen aus einem Trend heraus entstanden sein, nach ihrer Fertigstellung aber sind sie nichts Minderes als Meisterwerke.
Von Dr. Bombs über Qees zu Dunnys; Fenelon transformiert das Vinyl in farbendurchtränkte Gemälde in Blau-, Gelb-, Rot- und Schwarztönen. Sein sehr eigener Stil und seine Hingabe für Details sind erstaunlich. Fenelons Einflüsse schließen alle modernen Meister ein: Picasso, Dubuffet, Haring, Basquiat und Warhol. Dazu kommen irrsinnige Visionen verrückter Beschwörungsrituale von den alten Stämmen der Azteken, Afrikaner, Äqypter sowie Eindrücke aus traditioneller Höhlenmalerei.
»Außerdem mag ich Cartoons«, erklärt Fenelon. »Ich möchte all diese Elemente in meiner Arbeit zusammenbringen. Ob es die Malerei ist, die Bildhauerei oder digitale Kunst, ich mag es, das alles zu mischen, aber als Kunstform bevorzuge ich die Malerei.« Aufgewachsen ist Fenelon in Montclair, New Jersey, in den USA. Seit frühester Kindheit interessiert er sich für Kunst.
»Mein älterer Bruder sammelte Comics und ich schlich mich oft in sein Zimmer und stahl ihm die Zap Comix «, erinnert sich Fenelon. »Ich weiß noch wie ich dachte, wenn das Kunst ist, bin ich dabei.« Seit seinem Abschluss an der Museum School of Fine Art in Boston hat sich Fenelon vom formalen Training abgewandt, um seinen eigenen Stil zu finden.
»Kunst ist mehr Besessenheit als Motivation«, sagt er. »Ich kann nicht NICHTS tun, ich habe einige große Werke gemacht, die nah an die Größe rankommen, die ich anstrebe, aber ich will es noch größer, noch riesiger, ich will eine Gebäudewand«
Obwohl Fenelons Malereien seine phänomenalen Designs und seinen Stil auf den Punkt bringen, ist es seine Arbeit auf den do-it-yourself Munnys des Designer Toys-Hersteller kidrobot, die das Publikum begeistert. Jeder Zentimeter der circa 20 Zentimeter hohen Vinyl Figur besteht aus verschiedenen Schichten lebendiger Farben, in die akribisch genau winzige Muster eingraviert wurden.
»Ich habe Desinger Toys entdeckt, als kidrobot vor einigen Jahren in New York öffnete«, sagt Fenelon. »Mit der Arbeit begann ich vergangenen April. Als ich im kidrobot in LA war, kaufte ich meine erste Munny-Figur. Seit dem habe ich etwa dreißig Toys entwickelt. Ich sehe sie als Fundstücke, als würde man als Künstler auf einer alten Gitarre malen, einem Stuhl oder allem was man sich sonst noch vorstellen kann.«
Noch verblüffender ist, daß Fenelon tatsächlich alle Frisuren und jedes Accessoire, das seine Munnys schmückt selbst von Hand macht. Das mag langwierig erscheinen, doch Wavedog erklärt, daß es gar nicht so lange dauert wie man annehmen mag. »Zunächst grundiere ich jedes Stück und zeichne die Muster direkt auf die Oberfläche«, sagt Fenelon. »Das passiert für gewöhnlich ganz spontan.« Dann kommt die Farbe dazu und alle kleinen Details werden mit einem Tuschefüller draufgezeichnet. Die hölzernen Frisuren kommen zum Schluss.
»Die Schablonen entwerfe ich mit Adobe Illustrator. Dann drucke ich sie aus, sprühe sie auf die Holzplatten und schneide sie mit einer Laubsäge aus«, erklärt Fenelon. »Ich versuche die gleiche Anstrengung für meine Custom Toys aufzubringen wie für meine Bilder. Beide haben ihre eigenen Herausforderungen, also kann man nicht sagen welche Arbeit anspruchsvoller ist. Ich versuche mir kleine Ziele zu setzen. Während ich arbeite, denke ich zum Beispiel erstmal das Auge fertig machen.«
Auch wenn er viel Arbeit investiert, ist Wavedog nicht Fenelons Haupt-Kunstprojekt. »Kunst ist für mich eine Vollzeitbeschäftigung«, erklärt Fenelon. »Ich bin freier Grafik Designer. Zu meinen Kunden gehören die Major Baseball League, die NHL, der Discovery Channel und Mattel Spielzeug. Meine Arbeiten kann man auf danfenelon.com ansehen. Wavedog.com gab es schon vor den Animationen. Die hatte ich geschaffen, um die Wavedog-Seite aufzupeppen.«
Andere Projekte, die Fenelons Zeit beanspruchen, ist die komplett digital erzählte Geschichte Binus, eine visuelle Geschichte, die sich um den Kreis der Götter dreht, die in Computern existieren. Viele der Charaktere in Binus ähneln Wavedogs Munnys, aber Fenelon sagt, daß er nicht bewusst Toys in der selben Weise machen wollte. Zusätzlich zu Binus entwarf Fenelon auch die Cartoon Charaktere Splashforce and Galaxy.
»Ich habe Story Bücher für jedes und spiel sie Produktionsfirmen zu, wie zum Beispiel Warner Bros. oder Cartoon Network«, erzählt Fenelon. »Interesse hat sich schon gezeigt, aber eine Zusammenarbeit ist noch nicht zustande gekommen.«
»Ich gebe außerdem Kunstkurse an Schulen und Museen und am Morris County Jugendhaus für gefährdete Jugendliche«, erzählt Fenelon. Das Montclair Kunstmuseum beheimatet die Yard School of Art, die vor kurzem Fenelon engagierte, um einen Kurs zum Thema »Comic Relief« (die Comic-Befreiung) zu entwickeln und zu unterrichten.
»Im Wesentlichen zeige ich den Schülern wie man einen Comic macht«, erklärt Fenelon. »Das heißt sie lernen wie man Sequenz-Kunst macht, Geräusche und Gerüche visualisiert usw.« Ist die alte Schule der Kunst also bereit für Wavedog? »Ich mag es, daß die Leute sich auf neue Kunst einlassen und ihr gegenüber offen sind«, sagt Fenelon. »Was immer es auch braucht die Kunst in das Leben der Menschen zu bringen. Außerdem finde ich es gut, daß sich zeitgenössische Museen und Galerien von Abstraktion und Konzeptionalismus weiterentwickeln und beginnen die neue Ästhetik zu akzeptieren.«
INTERVIEW & TEXT: George Koroneos